Wie können Heizkosten dauerhaft und effizient eingespart werden?

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Nach einem meist gefühlt viel zu kurzen Sommer, bereitet uns der September langsam darauf vor, die Wintersachen aus dem Schrank zu holen und die Heizanlage für die Heizmonate vorzubereiten.

Deshalb widmen wir uns mit dem heutigen Blog Beitrag den Themen:
  • Woher kommen meine Heizkosten genau?
  • Wie kann ich meine Heizkosten senken?
  • Welche Kosten kann ich überhaupt selbst beeinflussen, und wie?

Woher kommen meine Heizkosten?

Ein kurze Einführung von Beginn an, für all jene, die sich mit diesem Thema noch nicht befasst haben.

In den meisten Mehrfamilienhäusern gibt es eine zentrale Heizanlage, die alle angeschlossenen Wohnungen mit Wärme versorgt. Die Heizanlage wird mit einem Brennstoff (z. B. Heizöl, Erdgas, Pellets) oder über die Nutzung von thermischer Wärme in Verbindung mit Strom (Wärmepumpen mit Erd-/Wasser-/Luftwärme Unterstützung) betrieben.

Entgegen der immer noch häufig vertretenen Meinung, über die jährliche Heizkostenabrechnung würde nur der reine Verbrauch auf die Wohnungsnutzer verteilt, trennen wir die Kosten der Heizanlage in Grund- und Verbrauchswärme.

Als Verbrauchswärme bezeichnen wir jene Wärme, die mit Messgeräten erfasst und zugeordnet werden kann.
Grundwärme ist nichts anderes als Wärmeverluste, die beim Verbrennen von Brennstoff entstehen oder durch Verluste, die auf dem Transportweg durch Rohrleitungen zu jeder Wohnung auftreten. Da diese Grundwärme nicht exakt zuordenbar ist, beteiligt sich jeder Mieter an diesen Kosten. Somit hat auch der Einzelne zwar einen Einfluss auf die verbrauchte Grundwärme, kann diese Kosten aber nicht alleine beeinflussen.

Nachdem die Wärme von der Heizanlage in die Wohnung transportiert wurde, kann mittels Messgeräten der eigene Verbrauch gemessen werden. Ähnlich verhält es sich mit den Warmwasserkosten, wenn diese ebenfalls von der Heizanlage bereitgestellt werden. Die Heizwärme befindet sich in einem stetigen Kreislauf. Wasser wird erwärmt über die Verbrennung von Brennstoff oder die Erhitzung von elektrisch betriebenen Heizstäben, das Wasser zirkuliert im heißen Zustand durch das Haus. Sobald jemand einen Wärmeabnehmer einschaltet, das können Heizkörper, eine Fußbodenheizung oder auch nur ein Heizrohr sein, fließt das heiße Wasser hindurch und gibt die Wärme in den Raum ab.

Das abgekühlte Wasser fließt wieder zurück zur Heizanlage, wird dort erneut erhitzt, und so läuft der Kreislauf weiter.

Beim Warmwasser verhält es sich ähnlich. Ein kleiner Teil des erhitzten Wassers durch den Brenner oder z. B. einen elektrischen Heizstab, wird durch einen Warmwasserspeicher gepumpt, und dort wird die Wärme des Heizwassers über einen Wärmetauscher auf eine zweite Wasserleitung übertragen. Das Wasser wird so erwärmt und in die Wohnungen weitertransportiert. Wer nun duschen oder baden möchte, kann direkt warmes Wasser genießen. Solange niemand das Warmwasser nutzt, verbleibt es im Warmwasserspeicher und wird erst wieder erwärmt, wenn sich das Wasser bis zu einer vorher festgelegten Temperatur  abgesenkt hat. So erzeugt die Warmwasseraufbereitung durch die Heizanlage auch dann Kosten, wenn kein Nutzer im Haus Warmwasser benötigt.

Wie können nun Heizkosten mit konkreten Maßnahmen eingespart werden?

1. Regelmäßige Wartung und Reinigung der Heizanlage (Eigentümer oder Verwaltung)
Eine regelmäßige Säuberung und Wartung der Heizanlage ist Pflicht, um eine effiziente und
reibungslose Funktion gewährleisten zu können.

  • Bei einer Heizungswartung können kleinere oder potenzielle Defekte aufgedeckt und behoben werden.
  • Durch Rußablagerungen, schon bei nur 0,5 mm, verbraucht die Heizanlage ca. 5 % mehr Energie.
  • Weiterhin werden Verschleissteile ersetzt und so Ausfälle vermieden (z. B. Filter, Elektroden, Einspritzdüsen).

 

Eine ordentlich gewartete und einwandfrei funktionierende Heizanlage spart insgesamt bis zu 10 % der Heizkosten, was die Wartungskosten amortisieren lässt.


2. Überprüfung und Einstellung der Heizkurve (Eigentümer oder Verwaltung)

Jede Heizanlage kann individuell auf gewisse Vorlauftemperaturen eingestellt werden. Je wärmer diese eingestellt werden, desto mehr Energie wird verbraucht.
Die meisten Hersteller haben konkrete Vorgaben, wie die Heizkurve auf das Haus abgestimmt werden kann. Weiterhin können eine Nachtabsenkung oder Abwesenheitszeiten eingestellt werden, um weitere Energie einsparen zu können.
Die richtige Einstellung sollte allerdings von einem Fachmann vorgenommen werden. Ist diese gut auf das Haus abgestimmt lassen sich so schnell 10 bis 15 % Heizkosten einsparen.


3. Sinnvolle Einstellung der Warmwassertemperatur (Eigentümer oder Verwaltung)

Auch die Temperatur für das Warmwasser kann zentral an der Heizanlage geregelt werden. Hier ist enormes Einsparpotenzial zu finden, durch Nachtabsenkungen und
Abwesenheitszeiten.

Allerdings ist auch hier ein Fachmann zu Rate zu ziehen, da mit der Absenkung der
Temperatur auch eine erhöhte Gefahr von Legionellenbildung (Stäbchenbakterien die schwere Lungenentzündungen hervorrufen können) einhergeht.

4. Heizkörper richtig entlüften (Wohnungsnutzer)

Wer ist zuständig für das Entlüften der Heizkörper?
Die Entlüftung von Heizkörpern gilt als Kleinreparatur und ist somit im Mietvertrag individuell geregelt. In der Regel wird dies jedoch vom Mieter erledigt, der die Wohnung bewohnt.

Wann soll ich meine Heizkörper entlüften?
Es wird empfohlen vor jeder Heizperiode alle Heizkörper zu entlüften.

Wie entlüfte ich meine Heizkörper richtig?
Vor dem Entlüften ist es von Vorteil die Umwälzpumpe abzustellen und einige Zeit abzuwarten bis sich die Luft in den Rohren beruhigt hat.

  • Beginne beim ersten Heizkörper von der Heizanlage aus und arbeite dich weiter nach vorne.
  • Drehe die Thermostatregler auf die höchste Stufe. (Häufig 5)
  • Das Entlüftungsventil sitzt in der Regel gegenüber dem Thermostat und kann mit einem Spezialschlüssel oder einem Schraubenzieher geöffnet werden. Ein solcher Spezialschlüssel kostet oft nur wenige Euro und vereinfacht die Handhabung enorm.
  • Da beim Entlüften auch Wasser aus dem Heizkörper austritt, raten wir zu einem Schutz auf dem Boden und eventuell einer Auffangschüssel und einem Lappen zum Trocknen.
  • Öffne nun das Entlüftungsventil und lasse sämtliche Luft entweichen, die man am Zischen erkennt. Wenn das Zischgeräusch nachlässt und Wasser austritt, kann das Ventil wieder geschlossen werden.
  • Wiederhole den Vorgang für jeden Heizkörper.

 

Im Nachgang sollte der Wasserdruck der Heizanlage geprüft werden. Eventuell muss Wasser nachgefüllt werden. Falls das der Fall ist, am besten mit dem Vermieter sprechen, da es hier auch spezielle Verfahren und Wasserarten gibt.

 

5. Verstehen wie Thermostatventile funktionieren

Jedes Thermostatventil zeigt auf dem Regler verschiedene Ziffern und Symbole. Jede Ziffer steht dabei für eine Temperaturstufe. Die Regler haben einen Temperaturfühler eingebaut, der die Raumtemperatur „erfühlt“ und bei einer Abweichung immer wieder auf die eingestellte Temperatur erhitzt.

Das heißt, wer seinen Heizkörper auf die Stufe 3 stellt, sollte dauerhaft eine Raumtemperatur von 20° C halten können. Hier wirken natürlich noch weitere Faktoren, wie weitere angeschlossene Räume, gekippte Fenster oder Sonneneinstrahlung. Das volle Aufdrehen auf die höchste Stufe wirkt sich also nicht auf die Geschwindigkeit der Erhitzung aus, sondern lediglich auf die Maximaltemperatur.

Was bedeuten die Symbole auf dem Thermostat für meinen Heizkörper? (Die folgenden Zahlen können je nach Hersteller abweichen)

1 = 12° C
2 = 16° C
3 = 20° C
4 = 24° C

5 = 28° C

 

Symbole:
Stern / Schneeflocke = Frostschutzeinstellung – der Heizkörper schaltet sich automatisch ein, wenn es zu kalt wird und ein Frostschaden droht.
Sonne = Grundeinstellung 20° C
Halbmond = Nachtabsenkung 14° C

6. Thermostatventile überprüfen und eventuell austauschen (lassen) – (Wohnungsnutzer)

Auch die Temperaturregler an den Heizkörpern sollten regelmäßig überprüft und ausgetauscht werden, was am besten durch einen Fachmann erledigt wird.

7. Automatische Thermostatventile einbauen (Wohnungsnutzer)
Es gibt elektronische Regler, die per Programmierung am Thermostat selbst oder einer App eingestellt werden können. Diese reagieren dann auf die eingestellten Uhrzeiten oder Temperaturunterschiede automatisch. Korrekt eingebaute und eingestellte elektronische Thermostatventile sparen bis zu 30 % Heizkosten.
Der Preis für solche Geräte bewegt sich zwischen 25 und 100 Euro je Thermostat. Im Set lässt sich hier einiges sparen und langfristig amortisieren sich die Geräte sowieso.

8. Richtiges Lüften in der Wohnung (Wohnungsnutzer)
Am besten lüftet man mehrmals täglich mit dem sogenannten Stoßlüften für ca. 5 Minuten. Beim Stoßlüften wird das Fenster in jedem Raum ganz geöffnet. Die frische Luft erwärmt sich nun auch wieder besser.

Gut ist in diesem Zusammenhang auch, die Möbel ca. 5 – 10 cm von den Wänden
fernzuhalten, denn eine lediglich 5° C kältere Wandoberfläche kann zu einer
Schimmelbildung führen. Im Bezug auf eine Schimmelbildung sollte die Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen nicht über 60 % steigen.

9. Brennstoff und / oder Energiepreise im Blick behalten (Eigentümer oder Verwaltung)

Durch gezielte Suche und Erfahrungswerte lassen sich Brennstoffkosten schon beim Einkauf niedrig halten. Hier helfen Suchportale im Internet.

10. Jedes Grad Raumtemperatur bedeutet im Durchschnitt 6 % mehr oder weniger Kosten

Es klingt erst einmal banal, aber am besten beheizt man die Räume nur mit der Wärme, die auch wirklich gebraucht wird. Es gibt Empfehlungen für die Einstellung der Wärme in bestimmten Räumen. Auch wenn diese nicht für jeden deiner Räume genau gleich wirksam sein werden, kann das ein Anhaltspunkt sein und macht vor allem dann Sinn, wenn dadurch in jedem Raum auch nur ein Grad abgesenkt werden kann.

Bei fünf Räumen sprechen wir von 30 % Einsparungspotenzial. Vor allem tagsüber, während der Arbeit / Schule können die Heizmedien herunterreguliert werden.

11. Eine professionelle Heizkostenabrechnung, unter Einsatz von Messgeräten, erstellen (lassen)

Natürlich weisen wir zum Ende (nicht ganz uneigennützig) auch noch auf die enormen Einsparpotenziale einer professionellen Heizkostenabrechnung hin. Noch immer gibt es Hauseigentümer, die keine Heizkostenabrechnung erstellen oder es aufgrund der Nutzung von Wärmepumpen und deren thermischer Unterstützung nicht als nützlich empfinden.

Doch was dabei häufig vergessen wird, ist der Bewohner der Wohnung, der sich durch die fehlenden Kosten seiner Handlung nicht bewusst ist. Sobald ein Messgerät eingesetzt wird und die Heizkosten fair im Haus verteilt werden, stellen wir erfahrungsgemäß einen Rückgang des Heizungsverbrauchs von bis zu 40 % fest. Die Einsparung übertrifft die Kosten einer professionellen Heizkostenabrechnung nahezu in jedem Fall.

Raumtemperaturempfehlungen:
Küche: 18° C
Schlafzimmer 17° C
Restliche Räume 20 ° C

Welche Kosten kann ich nicht beeinflussen?

1. Nicht messbare Kosten
Kosten, die nicht messbar sind, können auch nicht gezielt beeinflusst werden. Gemeinsam genutzte Räume, wie z. B. Wasch- oder Trockenräume, Dachböden, oder auch die Wärmeverluste bei der Wärmeerzeugung, die Transportwege durch die mehr oder weniger gedämmten Rohrleitungen, machen es unmöglich sämtliche Heizkosten in der eigenen Hand zu behalten. Ein gewisser Gemeinschaftsanteil, den wir Grundwärme nennen, ist immer in der Heizkostenabrechnung enthalten.

2. Brennstoff und Energiepreise
Da die Preise für den gelieferten Brennstoff, oder die gelieferte Energie vom Hauseigentümer oder der Verwaltung überwacht werden, kann der Mieter hier nicht direkt eingreifen.

3. Defekte an der Heizanlage, falsche Einstellungen
Wir erleben in unseren Heizkostenabrechnungen häufig Mehrkosten von vielen Hundert Euro, durch defekte oder falsch eingestellten Heizanlagen. Hier lohnt sich der regelmäßige Blick eines Fachmanns.

Bei jedem unserer Tipps lassen sich einige Euro sparen. Am Ende summiert sich das Einsparpotenzial auf mehrere Hundert Euro.

Hinterlasse uns gerne Deine Meinung zu unserem Blogbeitrag oder nenne uns ergänzendes Wissen.

Wir wünschen einen guten Start in den Herbst,
viele Grüße von der Böhm Abrechnungs GmbH & Co. KG

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